Segelflugausbildung

Segelfliegen. Lautlos am Himmel schweben, wie ein Vogel durch die Luft gleiten und den Alltag unter sich zurücklassen. Eine Chance im Einklang mit der Natur die eigenen Grenzen zu erfahren und die dritte Dimension hautnah zu erleben. Am Boden, am Ende der Welt, in den schönsten Regionen der Erde. Mit den außergewöhnlichsten Phänomenen in der Luft. Manche fragen sich jetzt: "Wird das denn nicht irgendwann langweilig?" Nein. Wird es nicht.


In Deutschland, dem Mutterland des Segelfluges, kann man auf zwei Arten den Segelflugschein (PPL-C) erwerben. Zum einen bieten Flugschulen mehrwöchige Lehrgänge für Theorie and Praxis an, welche jedoch wegen der immensen Kosten für Schüler and Auszubildende oftmals nicht in Frage kommen. Die zweite Möglichkeit einer Segelflugausbildung gibt sich dagegen in einigen hundert Luftsportvereinen, die über das ganze Bundesgebiet verteilt sind. 

Einer dieser Vereine ist die Fliegergruppe Plettenberg - Herscheid e.V. die das Fliegen ohne Motor auf dem Flugplatz am "Habbel" in Hüinghausen betreibt. Drei ehrenamtliche Fluglehrer mit langjähriger Flugerfahrung führen den Flugschüler (Mindestalter 14 Jahre) dabei an sein Ausbildungsziel, die Privatpilotenlizenz "C" heran. 

Ohne eine helfende Hand kommt ein Segelflieger nicht weit. Darauf sind wir stolz, denn in diesem lautlosen Sportart zählt Teamgeist. Bei Mann und bei Frau. Fliegen kann so gut wie jeder, doch in diesem Sport gehört noch ein wenig mehr dazu. 
Wer sein Fluggerät beherrschen will, muss auch am Boden die Operationen und das Handling kennen lernen und beherrschen. Damit jeder Handgriff für mehr Sicherheit sitzt. Am Boden und in der Luft. 

Die ersten "Gehversuche" werden auf dem zweisitzigen Schulflugzeug ASK13 gemacht. Mit dem Fluglehrer auf dem hinteren Sitz lernt der Flugschüler zunächst geradeaus zu fliegen and dabei die Geschwindigkeit des Flugzeuges beizubehalten. Ist diese Lektion gelernt, geht es mit dem Fliegen von Links- and Rechtskreisen weiter, bis nach weiteren Übungen, wie besonders Start and Landung, das erste Ausbildungsziel erreicht wird, die A-Prüfung. Der Flugschüler fliegt zum ersten Mal alleine and zeigt damit, dass er das beherrscht, was ihm die Fluglehrer bei einigen Dutzend Flügen (ca. 50 - 70) beigebracht haben. 

Ist diese erste Hürde überwunden, wird dem Flugschüler in zwei weiteren Ausbildungsabschnitten der Rest der notwendigen Segelflugpraxis beigebracht, was von besonderen Anflugverfahren über den Typenwechsel auf andere Flugzeugmuster bis hin zu den ersten Überlandflügen reicht. Dieses praktische Wissen wird während der Segelflugsaison vermittelt, die von Ende März bis Anfang Oktober des Jahres dauert. Während der restlichen Monate des Jahres kann wetterbedingt kaum Segelflug durchgeführt werden. Das heißt jedoch nicht, dass wir die Winterpause ungenutzt verstreichen lassen. In dieser Zeit wird in Ergänzung der sommerlichen Flugpraxis die notwendige Theorie vermittelt. Hier lernen wir, warum ein Segelflugzeug fliegt oder auch, wie z.B. das Wettergeschehen entsteht. Zusammenfassend werden die Fächer Luftrecht, Navigation, Technik, Meteorologie and Verhalten in besonderen Fällen gelehrt. Hat der Flugschüler dann endlich das erforderliche Wissen parat, legt er bei der zuständigen Bezirksregierung sowohl eine theoretische als auch eine praktische Prüfung ab and erhält, wenn er alle weiteren Voraussetzungen erfüllt, den PPL-C. 

So leicht sich der vorgehende Abschnitt über die Ausbildung gelesen hat, so weitgehend ist aber auch die Verantwortung jedes Einzelnen. Das hat einfache Gründe: Segelfliegen ist eine Sportart, bei der jeder in hohem Maße auf den anderen angewiesen ist and sich auf diesen verlassen muss. Das ist bereits daraus ersichtlich, dass zum Start eines Flugzeuges eine Bodenmannschaft von mindestens vier Flugkameraden notwendig ist. 

Flugzeuge sind technische Geräte and müssen aus Gründen der Flugsicherheit regelmäßig gewartet and gepflegt werden. Würde diese Wartung and Pflege von bezahltem Personal durchgeführt werden, stiegen die Flugpreise auf ein vielfaches and Fliegen als Hobby würde unrentabel. So leistet jedes Vereinsmitglied seinen Arbeitsanteil, vor allem im Winterhalbjahr, wenn Reparaturen and Lackierarbeiten an den Flugzeugen ausgeführt werden. 

Segelfliegen ist "Übungssache". Während der Segelflugausbildung ist die regelmäßige Anwesenheit der Flugschüler am Flugbetrieb notwendig. Eine unregelmäßige Teilnahme verlängert unnötig die Ausbildungsdauer and macht weder dem Flugschüler noch dem Fluglehrer richtig Spaß. Genauso muss der fertig ausgebildete Segelflugpilot jährlich eine gewisse Flugleistung absolvieren, um nicht zum Sicherheitsrisiko zu werden. 

Zusammenfassend ist also zu sagen, dass Segelfliegen ein hohes persönliches Engagement erfordert.